Nur die Poesie findet die Sprache der Trauer
Straßendienste und alternative Dienste: Gruppen wie „ Food Not Bombs“ versorgen Obdachlose schon seit Jahrzehnten mit Nahrungsmitteln. Eine der erfolgreichsten Aktionen, mit der ich je zu tun hatte, war die einer Gruppe mit Namen „Prevention Point“, die als erste auf die Straße ging und Drogensüchtigen den Austausch von Injektionsnadeln anbot, um die Ausbreitung von AIDS zu verhindern. Während der zeitlich begrenzten autonomen Zone auf Anlass des Treffens antikapitalistischer Gruppen im September in Washington D.C. und während des Friedensmarsches am Sonntag schuf der „Pagan Cluster“ einen Ort der emotionalen Heilung, an dem informelle Beratung , Massage, Nahrung, Wasser und Heilung durch Handauflegen geboten wurden. Die „IndyMedia Zentren“ bieten alternative Berichterstattung an und stellen eine große Herausforderung für die Mediengesellschaften dar. Unsere medizinischen und juristischen Dienste während Aktionen sind ausbaubar. Untergrundgärtner könnten neu mobilisiert werden. Stellt euch ein Treffen vor nach dem eine Gemeinde völlig verändert ist, durch Gemeinschaftsgärten verändert, weil die giftigen Abfallhalden sich regenerieren, weil Wurmfarmen Erfolg haben und Obstbaumalleen entstanden sind.
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Bildung für alle: Eine der guten Seiten von Massenzusammenkünften sind die Bildung und das Training, die wir einander geben könnten, von Teachings über die Weltwirtschaft bis hin zu Kletterkursen. Beinahe jeder Gipfel hatte seinen Gegengipfel. Die meisten von ihnen waren so etwa wie eine akademische Konferenz aufgebaut, Moderatoren sprachen zum Publikum oder leiteten eine Diskussion. Aber in diesen Konferenzen könnte noch viel mehr Interaktives und Kreatives Lehren und Lernen statt finden: Rollenspiele. Geschichtenerzählen, Selbsthilfegruppen. Wir könnten ein riesiges Treffen abhalten, wo Menschen Delegationen darstellen und sich mit den vorliegenden Problemen beschäftigen, aber aus dem Blickwinkel unserer eigenen Wertvorstellung.
Die Menschen möchten unbedingt über Krieg reden, über ihre Ängste, ihre Vorstellungen und Meinungen. Die Zapatisten geben uns das Vorbild der Consulta – ein Prozess des zu den Menschen Gehens, um ihre Sorgen anzuhören, aber auch zu mobilisieren. Wir könnten bei politischen Versammlungen Reden zehn Minuten lang aussetzen um die Menschen miteinander sprechen zu lassen. Oder Reden überhaupt abschaffen, und statt dessen Gruppen auffordern, kleinere Diskussionsrunden zu bilden, in denen über deren Probleme und Taktiken gesprochen wird, oder kurze Trainingsrunden, Spiele, Tänze oder Rituale anzubieten. Und wir könnten Wege finden, die spontane öffentliche Gespräche als Möglichkeit zur Information bieten. Wohnwagen könnten Diskussion und Information aus den städtischen Zentren herausbringen und könnten alternative Energien und Möglichkeiten darstellen, in dem sie ihre Fahrzeuge mit Biogas und ihre Musikanlagen mit Solarenergie betreiben. Das sind nur einige Ideen, die unser Denken anregen und unsere Kreativität erwecken können.
XI. Unseren Geist erneuern:
Dies sind schwere Zeiten. Viele von uns arbeiten seit langem intensiv und sehen nun die Möglichkeit, das unsere schwer erreichten politischen Gewinne hinweggefegt werden. Angst und Verlust umgeben uns und viele Mächte versuchen uns das Gefühl zu geben, dass wir isoliert, an den Rand gedrängt, unserer Kraft beraubt sind. Im besten Fall scheint die Arbeit, die vor uns liegt, überwältigend. Wenn wir diese Arbeit aufrecht erhalten und unseren Schwung wiedergewinnen wollen, müssen wir uns eine Zeit der Ruhe gönnen, müssen wir zu den Plätzen gehen, an deren Rettung wir so hart arbeiten, müssen wir offen sein für deren Schönheit, müssen wir von den Gemeinschaften, für die wir arbeiten, Unterstützung und Liebe bekommen. Wir müssen unsere Beziehungen untereinander pflegen und dürfen nicht nur politische Solidarität geben, sondern auch persönliche Wärme und Sorge. Tod und Verlust verändern unsere Prioritäten, lehren uns, wie sehr wir einander brauchen und machen es uns leichter, einige der Nichtigkeiten beiseite zu schieben, die unsere wahren Verbindungen belasten. Viele AktivistInnen misstrauen der Religion und der Spiritualität, oft aus guten Gründen. Aber jede und jeder von uns beteiligt sich an dieser Arbeit, weil daran etwas heilig ist für uns – heilig in dem Sinne, dass sie mehr bedeutet als unsere Bequemlichkeit oder Annehmlichkeit, dass sie all unsere anderen Werte bestimmt, dass wir willens sind, in ihrem Dienst Risiken einzugehen. Vielleicht ist es kein Gott, keine Göttin oder Gottheit, sondern eher ein Glaube an Freiheit, das Gefühl, das wir haben, wenn wir unter einem Redwood Baum stehen, einen Vogel am Himmel fliegen sehen, eine Bindung an die Wahrheit oder an ein Kind. Was immer es auch ist, es kann uns speisen und nähren. Für AktivistInnen, die irgendeiner bestimmten Form spiritueller Praxis anhängen, ist die Gelegenheit, sie zu praktizieren jetzt gut. Für diejenigen, die das nicht haben rentiert es sich vielleicht doch, sich zu fragen: „Warum tue ich diese Arbeit? Was ist am Wichtigsten für mich? Was nährt mich eigentlich?“