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Nur die Poesie findet die Sprache der Trauer

Viele klassische Taktiken der Gewaltlosigkeit dienen dazu, die Kluft zwischen denen und uns zu vertiefen, hehre moralische Grundsätze für sich in Anspruch zu nehmen und auf die Gewalttätigkeit des Systems hinzuweisen. Aber viele dieser Taktiken funktionieren nicht mehr wie früher. Statische, passive Taktiken werden langweilig und nehmen Kraft. Symbolhafte Festnahmen auf Grund geringfügiger Gesetzesverstöße scheinen die Öffentlichkeit nicht mehr von unserem Edelmut und unserer Hingabe zu überzeugen, wenn sie überhaupt wahrgenommen werden. Massenverhaftungen werden unter Umständen zur Rechtfertigung von Polizeigewalt hergenommen, selbst wenn die Verhafteten vollkommen friedlich waren. Wenn die Polizei kooperativ ist und die Verhaftung leicht und risikolos aussieht, dann stützt dieser Prozess die Macht des Staates, als dass er sie in Frage stellt. Wenn sie das nicht ist, dann haben sogar symbolische Aktionen einen hohen Preis die Haftdauer oder die Bewährung betreffend. Es mag den Preis wert sein, aber wir können ihn nur ein paar mal in unserem Leben zahlen. Deshalb müssen unsere Entscheidungen durchdacht und strategisch sein.

Wir brauchen ein neues Vokabular für Taktiken, die uns Kraft geben, visionär sind, Konfrontation ermöglichen ohne dass wir für den Prototyp eines Terroristen / einer Terroristin gehalten werden, und die in Richtung einer Legitimationskrise eines Systems arbeiten. Wir brauchen auch Aktionen und Taktiken, die die Welt, die wir schaffen wollen, vorwegnehmen, die das aber auf eine Weise tun, die Kanten und Biss hat. Hier sind einige Strategien, die wir bereits verfolgen, die aber weiterentwickelt werden könnten. Mobile, fließende Straßentaktiken: Gruppen wie „Art and Revolution“, „Reclaim the Streets“, die „Pink Blocs“ von Prag und Genua und der „Living River“ in Quebec haben Kunst, Tanz, Trommeln, Kreativität und Anmut zum Teil von Straßenaktionen werden lassen und mobile und fließende Straßentaktiken entwickeln. Solche Aktionen zielen nicht auf Inhaftierungen der TeilnehmerInnen ab (wenn das natürlich auch eine Folge der Aktionen sein kann), auch nicht auf Konfrontation mit der Polizei, sondern auf die Erreichung eine Zieles: Einen Platz beanspruchen und ihn neu bestimmen, den normalen Tagesablauf unterbrechen und gleichzeitig die Freude an der Revolution, die wir machen wollen, ausdrücken.

Am 16. Oktober haben Kolonnen von Schlangentänzern es fertig gebracht, den Finanzdistrikt trotz massiver Polizeipräsenz in Unruhe zu versetzen. Der „Pink Bloc“ bewegte sich Schlangenlinien tanzend durch die Polizeilinien. Das „Pagan Cluster“ („Heidenmeute“) in Quebec und Washington D.C. konnte inmitten von gefährlichen Situationen Straßenrituale feiern und das auf eine Weise, die es Menschen mit unterschiedlich großen Sicherheitsbedürfnissen ermöglichte, daran teilzunehmen. Die „Fogtown Action Avengers” in San Francisco feierten ein offenes Ritual in aller Öffentlichkeit, das die Polizei von einer Überraschungsaktion, die den Börsenbetrieb behindern sollte, ablenkte. Diese Aktion wurde von einer als Robin Hood verkleideten Affinitätsgruppe durchgeführt.

XI. Platz in Anspruch nehmen:

Die Gruppe „Reclaim the Streets“ besetzt eine Kreuzung, bringt eine Musikanlage und Sofas dahin und veranstalten eine Party. Eine „ vorübergehend autonome Zone“ ist ein Ort, den wir übernehmen und wo wir die Welt, in der wir leben wollen, exemplarisch darstellen: kostenlose Nahrung, Heilung, Bildung für alle, ein wirklich freier Markt, auf dem Waren verschenkt oder gehandelt werden, mit Workshops, Gesprächen, Sportveranstaltungen, Theater.