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Hexen

besen

Etymologisch finden sich die Wurzeln des deutschen Wortes Hexe nur im westgermanischen Sprachraum (Hochdeutsch, Niederdeutsch, Niederländisch, Englisch, Jiddisch, Jenisch und Friesisch ).

Allgemein wird die Bedeutung auf  althochdeutsch Hagazussa, Hagzissa (10. Jahrhundert), mittelhochdeutsch Hecse, Hesse, mittelniederländisch Haghetisse und altenglisch Haegtesse zurückgeführt und bezeichnet ursprünglich ein (Geist-)Wesen, das auf Hecken bzw. Grenzen sitzt (Hag: Zaun, Gehege, Hecke; Tysia (germanisch/norwegisch): Elfe, guter/böser Geist; oder auch zussa von „sitzen“ abgeleitet.

Gedeutet als eine Wesenheit, die mit einem Bein in der Alltagsrealität zu Hause ist, mit dem anderen in der nicht-materiellen Welt der Geister, wurde dieser Begriff schon früh auf Frauen übertragen, denen man magische Fähigkeiten nachsagte.

Das skandinavische Wort Túnridr  (Zaunreiterin) hat eine ähnliche Bedeutung: es wurde für Personen verwandt, deren Seelen zeitweise ihren Körper verlassen konnten.

Beides kennzeichnet eine Nähe zum frühen Schamanentum Europas, wie das von mehreren Autoren angenommen und auf eine bronzezeitliche, maternale Naturreligion zurückgeführt wird (Gisela Bleibtreu-Ehrenberg, Mircea Eliade, Lily Weiser-Aall, Hans von Hentig u.a.).

Die älteste bekannte Bestattung in Sachsen-Anhalt, genannt die „Schamanin von Bad Dürrenberg“ (erste Hälfte des Mesolithikums, etwa 8700 bis 9000 Jahre alt), eine 25-30 Jahre alte Frau, wurde von Archäologen auf Grund der außergewöhnlichen Grabbeigaben sowie der Vielfalt von ebenfalls beigesetzten Tieren (vermutete Geisthelfer) als Schamanin eingestuft.

Die altnordischen mittelalterlichen Völker kannten die Völven, welche Zauberinnen und Seherinnen waren. In Ekstase verließen sie ihre Körper und gewannen Einsichten in andere Welten. Die bekannteste Völva ist Heiój (s. -> Völuspà). Auch hier wird der Bezug zum Schamanismus deutlich. (Eine Spákona  war ausschließlich Seherin).

Von den Donas de Fuera  (Frauen von Draußen) Siziliens ist überliefert, dass sie nachts umherreisten, in Häuser eindrangen und dort Segen brachten, besonders für kleine Kinder. Sie waren Naturwesen; aber auch Frauen, die mit ihnen reisten, wurden so genannt. Außerdem ist von ihnen bekannt, dass sie sich trafen, um große Feste zu feiern (Luisa Murano 1976).

Weitere Nachfahren der Schamaninnen sind die Weisen Frauen des späten Mittelalters, wiederum Frauen (und teilweise auch Männer), denen das Potential magischen Könnens zugeschrieben wurde, insbesondere auch die Gabe zur Wahrsagerei (nach Jacob Grimm). Außerdem wurden nun auch Hebammen unter Weise Frauen subsummiert und ab dem 19. Jahrhundert dieser Begriff nur noch – jedoch ohne Magiekompetenz – für diese verwendet.

Geistwesen wurden schon immer als helfend oder schädigend angesehen. Während regional die Menschen durchaus zwischen ihnen unterschieden, wurden im ausgehenden Mittelalter, besonders aber zu Beginn der Neuzeit, global alle Charakteristika der bösen Geistwesen den Unholdinnen (Übeltäterinnen, Maleficae), die man seit dem 14. Jahrhundert Hexen nannte, zugeordnet. 

Autorin:  Tessa Hannemann

 

Warum nennen wir uns Hexen?

Zu dieser Fragestellung haben wir ein paar Impressionen gesammelt, die nicht repräsentativ oder vollständig sind, sondern nur einige Einblicke geben sollen, was heutige Menschen dazu bewegt, sich Hexe zu nennen (oder auch nicht…):

Angela: Ich habs früher oft als Provokation getan..und dann auch in Gedenken an unsere verfolgten und getöteten Vorfahrinnen….Wicca bin ich nicht …und Heide ja eh…sozusagen als „Nebeneffekt“…

Matthew: Na…meine Gründe sind ganz banal. Als ich mich vom Christentum verabschiedete, nannte ich mich Heide, weil ich ja noch nicht eingeweiht wurde (also eben: Pagan). Nach meine Selbsteinweihung nannte ich mich Witch/Wicca, weil ich halt eben „Witchcraft“ praktizierte und für Leute, die sich ein wenig mehr auskannten, nannte ich mich Celtic Wicca, damit sie etwas genauer damit anfangen konnte. Jetzt, da ich in Deutschland lebe, nenne ich mich halt „Hexe“, weil es ja das deutsche Wort für „Witch“ ist, oder eben desöfteren „Druide“, weil ja die Tradition, die ich mittlerweile angehöre, heißt nunmal Druidentum (also Druidry) und so heiß ich eben. Ich mache aus Namen wenig – die sind meistens nur oberflächliche Begriffe für etwas, was tiefe ist.

SandraIch tu’s nicht. Ab und an aber auf englisch. Ich schrecke bei dem Klang des deutschen Wortes immer zusammen. Bei „witch“ sehe ich einen magischen Pfeil etwas bewirken. Beim spanischen „bruja“ (sprich: brucha) kommt so richtig die Kraft aus der Tiefe der Erde durch den Kanal der weisen Frau heraus. Bei „Hexe“ sehe ich immer eine Metallscheibe Kopf und Körper zertrennen und ich spüre ein merkwürdiges Zusammenkneifen meiner Augen. Der Klang ist widerlich.

Faye: Ich nenne mich Hexe, Schamanisch Praktizierende/Schamanin oder auch Priesterin, je nach der Arbeit, die ich gerade mache: Hexe, wenn ich magisch arbeite, mit Kräutern, beim Böten (Besprechen), beim Zaubern;  Schamanisch Praktizierende/Schamanin wenn ich die nicht-alltäglichen Welten bereise, um von meinen Verbündeten dort (Krafttiere, Lehrer) Hilfe für Heilarbeiten zu erfragen; Priesterin bei meiner religiösen Arbeit (Rituale, Weihungen etc.) – aber diese Definition ist nur dem Verstand geschuldet, im Herzen lässt sich das nicht trennen! Räucherungen und das Sammeln und Hüten von Altem Wissen begleiten alle drei Bereiche…

Susanne: Ich teile die Meinung von Wolf-Dieter Storl, dass das Wort Hexe vielleicht auch von „Hecke“ herkommt. Hinter der Hecke, also außerhalb des umfriedeten Wohnbereichs war der Wald, das Gefährliche, das Unbekannte. Diejenigen, die sich da hinauswagten, Kräuter sammelten und damit heilen konnten, waren schon erstmal suspekt, wurden gleichzeitig geehrt und gefürchtet. Für mich ist es deshalb wichtig, eine Hexe zu sein, weil dieser Bereich, nämlich die Kräuter und die innere Verbindung zu ihnen und das Heilen zu meinen Begabungen zählt.