Pages Navigation Menu

Hexenverfolgung

Warum wurden die Hexen verfolgt und verbrannt?

Mit der alten Vorstellung des finsteren Aberglaubens, dem die früheren Menschen verfallen gewesen waren, begnügt man sich seit ca. 25 Jahren in der Hexenforschung nicht mehr, sondern versucht eher, die Hexenprozesse in Verbindung mit den größeren geschichtlichen und auch klimatischen Entwicklungen der Frühen Neuzeit zu interpretieren.

Behringer verweist auf das vorher nicht dagewesene Ausmaß der Hexenverfolgungen in den Jahren um 1590, die er auf die erste stärkere Kälteperiode (1570-1623) der sogenannten „Kleinen Eiszeit“  (1570-1715) zurückführt, die mit einer Teuerungsrate einherging und zu Krankheitsanfälligkeit und Verarmung geführt hatte. Die Pestwellen von 1585-88 und 1592-93 dezimierten die Bevölkerung erheblich und verbreiteten neben Armut und Hunger unter der einfachen Bevölkerung auch eine „große Angst“, wie historische Quellen berichten. (7)

Hexenverfolgungen stehen in dieser Zeit vielerorts, besonders im Erzstift Trier, in Zusammenhang mit Ernteschäden, die theologische Legitimation der Prozesse tritt zeitweise völlig in den Hintergrund.  „Erstmals wurden in Deutschland in langjähriger Verfolgung mehrere hundert Personen wegen Hexerei hingerichtet, außerdem wurden dabei alle sozialen Schranken fallengelassen, auch Adlige und Mitglieder der bischöflichen Regierung mussten die Scheiterhaufen besteigen.“ (8)

Die schlimmste Hexenverfolgung Deutschlands fanden in den Jahren 1626-1630 in den fränkischen Hochstiften statt. Mehrere tausend Menschen fanden den Tod. Neuere Untersuchungen führen zu der schockierenden Erkenntnis, dass der Anteil der Bevölkerung am Zustandekommen der Verfolgungen enorm war. „Untertanen schlossen sich an Main und Rhein, an Mosel, Nahe oder Saar förmlich in Ausschüssen“ zusammen, um ihre Obrigkeiten zur Aktion aufzufordern.“ (9)

Die zweite große Verfolgungswelle von 1675 bis 1715  fiel ebenfalls wieder mit großen Missernten auf Grund anhaltender Kälteperioden mit extrem langen Wintern und Hagelschlägen in kühlen Sommern zusammen. Flüsse wurden zu Eisstraßen, Bodensee und Rhein froren zu.

Es wird jedoch in letzter Zeit auch die Tendenz beobachtet, den Hexenwahn als Nebenprodukt eines wachsenden Kapitalismus zu interpretieren.

Andererseits mag auch die Möglichkeit der Verschriftlichung und Verbreitung von Verfahren, Aktenversendung und Nachfrage nach gelehrten Konsilien dazu beigetragen haben, die eigene Auffassung von der Richtigkeit der  Hexenverfolgung und –vernichtung  zu bestärken.

„Diese Änderung im Rechtsverfahren ist für uns insofern wichtig, als sie die Möglichkeit geschaffen hat, die geistige Welt der Juristen (mit ihren gelehrten Vorstellungen von Teufelspakt, Hexenflug, Sabbat und Teufelsbuhlschaft) mit der der Bauern (mit ihren Phantasien von Schadenszauber und geheimen Kräften) in ständigen Kontakt zu bringen. Diese Beobachtung betrifft schon die heute häufig verwendete Erklärung der großen Hexenprozesse – d. h. die Vorstellung von einem Zusammenprall zweier Kulturen, der gelehrten und der volkstümlichen.“ (10)

Autorin: Faye

(1) http://www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/einfuehrung/
(2) http://www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/einfuehrung/
(3) https://doc.rero.ch/record/22050/files/I-N-268_2005_10_00.pdf
(4) http://www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/einfuehrung/
(5) ebenda
(6) ebenda
(7) Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. 8959, fol. 351, 410, 420; Fugger- Zeitungen von 1586, Meldungen aus Köln, Antwerpen, Paris, Lyon.
(8) Wolfgang Behringer, Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, 2006, S. 181
(9) ebenda, S. 181
(10) http://www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/einfuehrung/

Seiten: 1 2 3 4 5