Bewahre die Vision
Wie würde sich das auf unsere Taktik in Washington DC in zwei Wochen auswirken? zunächst müssen wir bewusst unsere Vorstellungen ablegen, ob sie nun beinhalten, dass Konfrontation immer die stärkste Handlungsweise darstellt, oder dass Gewaltfreiheit immer die moralischste Art zu handeln ist, oder dass wir immer die Strategie der „direct action“ für uns wählen, oder dass ein Marsch und eine Versammlung mit Sprechern die bestmögliche Form von politischem Handeln bedeuten. Wir müssen uns fragen, welche Vorgehensweise am sinnvollsten und am visionärsten ist.
Mir wäre es recht, wenn alles was wir tun, einen Prozess der Diskussion und der Bildung unsere Visionen alternative Lebensformen betreffend beinhaltete. Und ich würde gerne über Wege nachdenken wie wir das aus unseren eigenen Gruppen heraus und in die größere Gemeinschaft hineintragen können und Stimmen aus dieser größeren Gemeinschaft hereinbringen, die von ihren Problemen und Sorgen sprechen. Das könnte eine Beratung sein, ein Lehren oder Lernen, wo wir in die Gemeinschaft gehen und Menschen fragen wie die Probleme der Macht und der Ungleichheit ihr Leben beeinflussen oder welche Visionen sie
von der Welt, die sie wollen, haben. Zu einer Zeit der Angst und Verzweiflung könnte es eine starke Form des Handelns sein die Menschen dazu aufzufordern über ihre Visionen nachzudenken.
Ich denke auch, dass es sowohl symbolisch als auch politisch wichtig ist, dass wir in irgendeiner Form stark und sichtbar auf den Strassen präsent sind, dass wir nicht freiwillig den einen politischen Platz aufgeben, auf dem es uns gelungen ist eine bedeutende Wirkung zu haben. Aber ich denke auch, dass es wichtig ist, dass das, was wir auf den Strassen tun,dem Augenblick angemessen ist. Eine Klage-Prozession, eine Mahnwache oder ein Heilungsritual würde gerade jetzt Sinn machen: eine Standard-Demo mit Slogans und Spruchbändern wäre eine Beleidigung. Aber es ist schwer vorauszusagen wie die Stimmung oder Situation im Land in 2 Wochen aussehen wird. Es könnte sein, dass wir wirklich einem Krieg entgegengehen, und ein langer Marsch könnte als kraftvolle Aussage gebraucht werden.
„direct action“ ist ein machtvolles Werkzeug, aber wie eine Kettensäge ist es nicht das Werkzeug ,das Du in jeder Situation verwenden kannst. „direct action“ stellt eine Frage in den Brennpunkt des Interesses, kann direkt auf eine unrechte Gruppe oder Situation Einfluss nehmen und einer Institution oder der Polizei die rechtliche Basis entziehen. Zum falschen Augenblick benutzt, ohne eine starke Grundlage der Unterstützung, besteht das Risiko,
dass durch sie die Institutionen, die wir untergraben wollen, als rechtmäßig anerkannt werden.
Viele Polizisten haben gerade ihr Leben gegeben, weil sie in gefährlichen Situationen aushielten, um anderen Menschen zu helfen da herauszukommen. Viele von uns, die sich in dieser Auseinandersetzung befinden, sprechen über ihre Bereitschaft zu sterben. Sie haben das gerade getan. Was immer wir über Polizisten als Werkzeuge des Staates denken, im Moment ist kein guter Zeitpunkt für eine heftige Polizei-Konfrontation. Und obwohl ich im allgemeinen gegen Verhandlungen mit der Polizei bin, würde ich genau das in diesem Fall für eine weise, ja sogar großzügige Vorgehensweise halten. Als Einzelpersonen gehören die Polizisten zu einer Klasse, die nichts von der Politik profitiert, die wir ablehnen. Lasst uns nicht die Möglichkeit abschreiben, dass einige von ihnen dazu gebracht werden können uns zu unterstützen.
Ich möchte Frieden, keinen Krieg. Aber der Ruf nach Frieden zu diesem Zeitpunkt lässt die Angst, den Ärger und die Machtlosigkeit, die die Menschen empfinden, außer acht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach Gerechtigkeit rufen:
Gerechtigkeit für die Opfer der Terror-Anschläge der vergangenen Woche.
Gerechtigkeit und keine blinde Vergeltung – das heißt, dass wir klar und
bestimmt wissen, wer die Angriffe durchführte, bevor wir Vergeltung üben.