Ruza
Das Interview ist am 17. August 2014 geführt worden.
Ingrid – Ruza – ist Jahrgang 1944 und lebt in Nordwestdeutschland in einer Kleinstadt. Sie ist leidenschaftliche Großmutter dreier Enkeltöchter, verheiratet und hat eine Tochter.
Bis zu ihrem 60. Lebensjahr war sie Krankenschwester in Leitungsfunktion. Jetzt unterstützt sie die Alzheimergesellschaft. Einmal die Woche betreut sie Klienten in einer Gruppe und betätigt sich als Schriftführerin. Außerdem bespaßt sie noch eine Gruppe älterer Menschen, mit denen sie singt und tanzt und ihnen vorliest.
Wie hast du zu Reclaiming gefunden? Wie sah dein vorheriger spiritueller Weg aus?
Zu Reclaiming bin ich durch eine Bekannte gekommen, die mich mit nach Bremen genommen hat, um ein Jahreskreisfest zu feiern.
Mein vorheriger spiritueller Weg war ganz klassisch. Über den Kindergottesdienst (christlich), Jugendchor, Konfirmation, Kirchgänge, immer auf der Suche nach MEINER Spiritualität, die ich dort nicht fand. Selbst mit der feministischen Bewegung innerhalb der Kirche, der Einbeziehung der weiblichen Kräfte, war immer noch Gott mein Oberhaupt und das wollte ich NICHT.
Was bedeutet Reclaiming für dich? Was hat dich am meisten daran angezogen? Warum bist du dabei geblieben?
Als ich zum ersten Mal ein Reclaimingritual mitmachte, wusste ich: jetzt bist du dort angekommen, wo du hin wolltest. Ich fühlte mich sofort Zuhause angekommen.
Angezogen hat mich die weibliche Sprache, die Gemeinschaft der Frauen, das Miteinander und das Selbermachen. Ich konnte endlich meine Spiritualität in Form von Anrufungen, vom Mitgestalten ausleben, erleben. Ich konnte die Göttin wahrnehmen, fühlen.
Geblieben bin ich sehr lange, gab es doch so viel zu lernen. In Donate hatte ich eine gute, liebevolle Lehrerin gefunden , die mich lange begleitete.
Welche Rolle spielt die Spiritualität in deinem täglichen Leben? Wie verbindest du Reclaiming mit deinem Alltag?
Spiritalität im Alltag? Ich verbinde mich mit täglich mit der göttlichen Kraft, habe meinen Altar, liebe es, mich in der Natur aufzuhalten und mich mit ihr zu verbinden.
Reclaiming im Alltag. Ich feiere regelmäßig die Jahreskreisfeste mit meiner Freundin und einigen Frauen, mache mit beim Kreistanzen.
Welchen Platz hast du in der Reclaiming Gemeinschaft? Wie hast du ihn gefunden bzw. bist hineingewachsen?
Zur Zeit habe ich keinen Platz mehr in der Reclaiming Gemeinschaft, weil ich ihn auch nicht mehr suche. Habe aber wunderbare Verbindungen zu einigen Frauen.
Ich habe ihn (den Platz) lange gehabt, bin durch die Witchcamps, Workshops, Ritualvorbereitung und Ausführungen (bei Donate) lange in der Gemeinschaft gewesen.
Was sind deine Wünsche und Träume in Hinblick auf Reclaiming für die Zukunft?
Wünsche und Träume? Ich wünsche mir, dass die Reclaiming Tradition (kann man sie so schon nennen?) bestehen bleibt und vielen Frauen und Männern Heimat sein kann.