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Nur die Poesie findet die Sprache der Trauer

Moving forward after 911 / Weitermachen nach 911

Von Starhawk (Übersetzung: Brigitte Hummel)

Mitten im antikapitalistischen Sternmarsch in Washington D.C. letzten Monat fand ich mich Auge in Auge mit Polizisten, die versuchten, die Menge zurückzudrängen. Ich stand einer ärgerlichen, aber sehr kleinen Polizistin gegenüber; ihr Gummiknüppel war auf der Höhe meiner Brust. „Gehen Sie zurück, gehen Sie zurück“, schrie sie, aber unsere Linie wankte nicht. Ich erklärte ihr ruhig und, wie ich meinte, ganz vernünftig, dass wir nicht zurückweichen würden, weil es keinen Ort gab, an den wir zurückgehen könnten.

Dieser Augenblick ist für mich zu einer Metapher geworden für den Platz, an dem sich die Bewegung für globale Gerechtigkeit, wie ich sie gerne nenne, heute befindet. Wir stehen einem Aufgebot von Mächten gegenüber, die uns dazu auffordern zurückzuweichen, uns zu zerstreuen, die Szene zu verlassen. Die Mächte des Staates, die Medien, all die Mächte, die den globalen Kapitalismus der Großkonzerne stützen, hätten es gerne, wenn wir verschwänden. Aber wir können nirgends hin.

Wir können nirgends hin, weil die Bedingungen, die wir seit langem bekämpft haben, immer noch bestehen. Der Abstand zwischen Arm und Reich hat sich nicht verringert, die Versuche der Großkonzerne ihre Führung zu festigen, haben nicht aufgehört, unsere Umwelt hat sich nicht wundersamerweise selbst geheilt, und unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme sind nicht plötzlich erträglich geworden. Wir befinden uns auf der Titanic: unsere Bemühungen den Kurs des Schiffes zu ändern sind gerade torpediert worden, und wir brausen mit voller Kraft auf den Eisberg zu.

Uns ist nicht der Luxus gegeben Aktionen auf günstigere Zeiten zu verschieben. Unsere Bewegung muss nach vorne gehen. Wie tun wir das angesichts gewachsener Unterdrückung und potentiellen Widerstandes in der Öffentlichkeit?

I. Sich selbst behaupten:

Zunächst einmal: Wir geraten nicht in Panik und wir behaupten uns. Furcht ist allgegenwärtig im Augenblick, und die Inhaber von Macht unternehmen alles, um diese Furcht zu mehren und sie für ihre Zwecke zu nutzen. Während die Öffentlichkeit weitere Attacken von Terroristen fürchtet, haben wir in der Bewegung genauso viel oder mehr Furcht vor dem, was unsere Regierungen unter Umständen tun, um Bürgerrechte zu beschneiden und abweichende Meinungen ins Visier zu nehmen. Aber im einem und im anderen Fall ist die Furcht für die Inhaber von Macht die stärkste Waffe bei der Kontrolle der Gesellschaft. Wenn wir uns in einem Zustand der Furcht befinden, nehmen wir keine Informationen auf, sind wir unfähig eine Situation klar zu sehen oder zu beurteilen, treffen wir schlechte Entscheidungen. Es ist leichter uns zu kontrollieren.

Wir können lernen Furcht zu erkennen, in unserem Körper, bei unseren Treffen, bei unseren Aktionen miteinander. Wenn Furcht gegenwärtig ist, haltet einfach einen Augenblick lang inne, macht einen tiefen Atemzug und legt sie bewusst bei Seite. Dann fragt:“ Was würden wir in dieser Situation tun, wenn wir keine Furcht empfänden?“ Von dieser Perspektive aus können wir Entscheidungen treffen, die auf angemessener Vorsicht basieren, aber auch auf unseren Visionen.

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