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Bewahre die Vision

Um dies zu tun, müssen wir zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen finden. Wir müssen unsere Ängste annehmen, dürfen aber nicht aus Furcht handeln. Furcht führt zu schlechten Entscheidungen und eingeschränkter Sicht, und das genau in dem Augenblick, wo wir besonders klar sehen müssen.

„Hold on, hold on, hold the vision that’s being born (Bewahre die Vision, die grade geboren wurde),“ sang unsere Gruppe in Quebec City.

Vielleicht sieht die radikalste Handlungsweise in dieser Zeit ja so aus, dass wir uns von unserer Vision leiten lassen, nicht von unserer Furcht, und dass wir an die Verwirklichung dieser Vision glauben. Jede Macht in unserer Nähe will uns dazu bringen auseinander zu gehen, uns zu isolieren, uns zurückzuziehen. Stattdessen müssen wir vorwärtsgehen, aber auf eine andere Weise als bisher. Es ist unsere Aufgabe den Sprung ins Unbekannte zu wagen.

Als Bewegung hat man uns oft dafür kritisiert, dass uns eine klare Vision von der Welt, die wir wollen, fehlt. Ich denke wir haben eine Vision, und sie ist sehr vielgestaltig und lehnt uniforme, dogmatische Formulierungen ab. Aber all ihre vielfältigen Formen stehen auf einem klaren, gemeinsamen Boden: wir möchten eine Welt mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle. Das hört sich durch und durch patriotisch an, aber die Auswirkungen dieses Satzes sind
revolutionär. Wir wollen eine Welt, in der niemand Gewalt ertragen muss, Gewalt als elementare Verletzung der Freiheit.

In diesen Tagen sind viele Stimmen zu hören, die versuchen die Menschen mit den Begriffen Furcht, Ärger, Schuldzuweisung zu mobilisieren. Wie Radikale versuchten Menschen mit den Worten Schuld oder Scham zu mobilisieren. Dies ist der Augenblick, um unsere Methoden, Strategien und Taktiken neu zu erfinden, an die Möglichkeit zu glauben Menschen dazu zu bringen aus Hoffnung zu handeln und im Dienst dessen, was sie lieben. Wie würde das aussehen? Es würde bedeuten die Welt, die wir schaffen wollen, in unserer eigenen Bewegung und  in unseren Handlungen zu verwirklichen.

Zeiten der Trauer und Angst können unsere Bindungen stärken. In unserer Bewegung brauchen wir einander jetzt mehr als je zuvor, und wir müssen einander gut behandeln, einander pflegen und füreinander sorgen und Stütze füreinander sein, sodass wir zu der Gemeinschaft werden, die wir uns vorstellen. Unsere Solidarität muss tiefer gehen als je zuvor. Solidarität bedeutet einander in Achtung zuzuhören und willens zu sein auch Menschen zu schützen und zu unterstützen, mit denen wir vielleicht auf vielen Ebenen
uneins sind, oder die uns schlicht ärgern. Solidarität bedeutet unsere Praxis von direkter Demokratie zu stärken, wie auch unsere Offenheit und Kommunikation miteinander, unsere Bereitschaft alle an einem Tisch zusammenzubringen und allen eine Stimme in dem Beratungsprozess zu geben, die von einer daraus resultierenden Entscheidung betroffen sind. Das heißt, wir müssen aufhören uns untereinander zu streiten und einander zu manipulieren
und müssen einander Offenheit und Vertrauen entgegenbringen.

Das ist nicht einfach. Aber in einem Augenblick, da die gewohnten Lebensmuster um uns herum zerschlagen sind, mag es leichter sein unsere eigenen Verhaltensmuster zu ändern. Perspektiven verändern sich, und die Themen, die in der Woche zuvor noch so wichtig zu sein schienen, erscheinen jetzt bedeutungslos.

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